Nach der Annexion Nassaus durch Preußen wurde in Königstein 1867 ein Königlich Preußisches Amtsgericht errichtet. Sitz war zunächst ausschließlich das ehemalige Amtshaus in der Gerichtstraße 9, in dem schon zuvor das Nassauer Justizamt, das zugleich Verwaltungs- und Rechtsprechungsaufgaben erfüllte, untergebracht war. Seit 1981 nutzt das Amtsgericht Königstein im Taunus neben dem Gebäude in der Gerichtstraße auch das „Luxemburgische Schloss“ im Burgweg 9. Der Name „Luxemburgisches Schloss“ geht zurück auf Herzog Adolph von Nassau, der den Umbau des als Amtshaus errichteten Gebäudes in ein Schloss veranlasste und später Großherzog von Luxemburg wurde.
Kurmainzer und Nassauer Amtshaus
Der Kern des Gebäudes im Burgweg 9 in Königstein im Taunus wurde zwischen 1686 und 1694 als Kurmainzer Amtshaus im barocken Stil errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude durch Kriegseinflüsse in Mitleidenschaft gezogen und 1796 wiederhergestellt. Nach der Säkularisation kam es Anfang des 19. Jahrhunderts in nassauischen Besitz und war ab 1810 Sitz des Landschreibers.
Luxemburgisches Schloss
1820 wurde das Gebäude an einen Frankfurter Kaufmann verkauft, der es zu seinem Sommersitz umbaute. 1858 erwarb der letzte Herzog von Nassau, Herzog Adolph, das Gebäude und ließ es in der Zeit von 1873 bis 1877 nach den Entwürfen des Brüsseler Architekten Gédéon Nicolas Joseph Bordiau als Sommersitz für seine Ehefrau Adelheid Marie zu einem Schloss mit dem heutigen historischen Erscheinungsbild, das Stilelemente der niederländischen Renaissance aufgreift, umbauen. So wurden das Gebäude auf 3 Stockwerke aufgestockt, die Ecktürme an der Südfassade hinzugefügt und die Fassaden in weißem belgischen Sandstein mit Schweifgiebeln, im Süden mit Säulenportikus (Foto), ausgeführt. Nachdem Adolph von Nassau, der in Folge des verlorenen Krieges und der Annexion Nassaus durch Preußen im Jahr 1866 zur Abdankung gezwungen war, schließlich im Jahr 1890 in Erbfolge Großherzog von Luxemburg wurde, bezeichnete man das Gebäude als "Luxemburgisches Schloss". Nach dem Tod der Gattin des Großherzogs im Jahr 1916 - er selbst war schon 1905 verstorben - erbte Hilda, eine Tochter des Großherzogpaares, die mit dem Großherzog Friedrich von Baden verheiratet war, das „Luxemburgische Schloss“. 1945 bewohnte vorübergehend ein amerikanischer General das Gebäude. Dann stand es einige Jahre leer, bis es nach Hildas Tod 1952 geräumt und das wertvolle Mobiliar nach Luxemburg gebracht wurde.
1959 bis heute
Im Jahr 1959 erwarb ein Frankfurter Geschäftsmann das Gebäude und vermietete es nach einigen Umbauten an eine Büromaschinenfabrik, die darin ihr Schulungszentrum betrieb, bis sie in eigene Räume umzog. 1970 kaufte die Stadt Königstein das Schloss. Die Suche nach einer neuen und langfristigen Verwendungsmöglichkeit für das „Luxemburgische Schloss“ gestaltete sich schwierig. 1979 schließlich wurde das „Luxemburgische Schloss“ an das Hessische Justizministerium zur Nutzung als Amtsgericht vermietet. Dies erforderte eine grundlegende Sanierung des Gebäudes, das nahezu vollständig entkernt und im Inneren mit einer neuen Tragwerkkonstruktion mit Stahlbetonstützen und neuen Geschossdecken versehen wurde. Das Äußere wurde größtenteils rekonstruiert. Nach einer Sanierungszeit von nur rund 1 ½ Jahren bezog das Amtsgericht Königstein im Taunus in Erweiterung seines in der Gerichtstraße genutzten Gebäudes im April 1981 die Räume im „Luxemburgischen Schloss“. Die Einweihung erfolgte im August 1981.