Alte Unterlagen und Fotos leigen auf einem Tisch.

Geschichte

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Das Amtsgericht Eschwege war bis vor einigen Jahren in einem Gebäude aus dem Jahre 1907 und in einem 1958 errichteten Anbau untergebracht. Die Gebäude befanden sich zwischen der Bahnhofstraße und der Friedrich-Wilhelm-Straße, in einem relativ dichten Stadtviertel nahe des Zentrums.

Neue Organisationsformen, neue Aufgaben sowie die unzureichenden Raumkapazitäten in den Altbauten machten eine erneute Erweiterung notwendig.

Mit dieser Erweiterung wird das Grundstück jetzt optimal ausgenutzt. Die besondere städtebauliche Situation und die zum Teil denkmalgeschützte Bebauung der Umgebung führten zu einer kompakten Entwurfslösung. Der viergeschossige 50er-Jahre-Anbau wurde parallel zu seiner Längsachse um einen zweibündigen, viergeschossigen Büroriegel bis zur Straßenflucht der Bahnhofstraße erweitert.
Der Anbau blieb bis auf notwendige statische Ergänzungen und einige Umbaumaßnahmen erhalten. Neben der erneuerten Flachdachkonstruktion wurde ein Staffelgeschoss als zusätzliches Geschoss aufgesetzt, das mit seiner allseitigen Verglasung den oberen Abschluss bildet.

Aus statischen und konstruktiven Gründen wurde der zweibündige Erweiterungstrakt in einem Abstand (Luftraum) von 1,50 m zum bestehenden Anbau errichtet.

Leicht abgewinkelt zum 50er-Jahre-Anbau, in der Geländemulde zur Friedrich-Wilhelm-Straße aufgestelzt, schließt der neue Saaltrakt an. Dieser vorgelagerte zweigeschossige Baukörper bildet mit seiner farbigen Fassade eine „Leitwand“, die den Besucher über einen Zugangssteg zum Haupteingang und in die lichtdurchflutete zentrale Halle des Gebäudes führt. In dieser dreigeschossigen Halle endet die „Leitwand“ mit der Stahlkonstruktion der Haupttreppe als skulpturartige freistehende Wandscheibe. Die Treppe verbindet den Erweiterungstrakt mit dem 50er-Jahre-Anbau und dem Saaltrakt, so dass alle Büroeinheiten und die Gerichtssäle über diesen Kern erschlossen werden.

Die längs durchlaufende „Fuge“ zwischen dem 50er-Jahre-Anbau und dem Erweiterungsbau ist über alle Geschosse galerieartig konzipiert. In diesem Luftraum übernehmen filigrane Glasstege die Verbindung zwischen „Alt und Neu“.
Dachöffnungen aus Glas, über Fluren und Wartezonen, erzeugen eine lichte und luftige Offenheit bis in die Tiefe der Baukörper. Einzelne gebäudehohe Verglasungen ermöglichen an verschiedenen Seiten des Gebäudes „Blickachsen“ in den Stadtraum.

Das Innere ist schlicht und zurückhaltend gestaltet, Wände und Decken sind weiß. Parkettboden, hölzerne Trittstufen und wenige mit Holz bekleidete Wandflächen im Saaltrakt schaffen warme Gegenakzente.

Die Straßenansicht des Erweiterungsbaus zeigt einen profilierten Sichtbetonsockel, der das dahinter liegende Garagengeschoss abschottet. Die darüber aufgehende, weiße, regelmäßig gegliederte Lochfassade schließt im oberen Geschoss mit einem horizontalen Fensterband ab. Mit einer tief zurückspringenden, vollverglasten Fassade fügt sich dieser „Büroriegel“ an den Altbau.

Mit großflächig gegliederten Glasfassaden-Elementen ist die Seitenansicht gestaltet. Diese Elemente gewähren Einblicke in die Eingangshalle und Flurbereiche. Sie bilden insgesamt eine transparente „Spange“ zwischen dem Erweiterungsbau und dem bestehenden Anbau.

Die ruhige Lochfassade des 50er-Jahre-Anbaus an der Friedrich-Wilhelm-Straße erhält durch die schräg vorspringende, farbige „Saaltrakt-Kiste“ mit ihren großzügigen Verglasungen einen spannenden Kontrapunkt.
Der Um- und Erweiterungsbau des Amtsgerichts Eschwege wurde in Zusammenarbeit der Staatsbauämter Kassel und Darmstadt errichtet.

Im Rahmen der Baumaßnahme sind aus Haushaltsmitteln für "Kunst am Bau" Bilder überwiegend hessischer Künstler beschafft worden.

Diese Bilder sind zusammen mit Leihgaben des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in der galerieartig gestalteten „Fuge“ zwischen den 50er-Jahre-Anbau und dem Erweiterungsbau sowie in der Eingangshalle im Rahmen einer Dauerausstellung dem interessierten Publikum zugänglich.

Das Amtsgericht Eschwege war ursprünglich das zuständige Gericht für den Altkreis Eschwege. Ausnahmen bestanden hinsichtlich der Schöffengerichte, des Familiengerichts, des Insolvenzgerichts und des Registergerichts. In diesen Verfahren war das Amtsgericht Eschwege bereits für den gesamten Werra-Meißner-Kreis zuständig.

Bis 31. Oktober 2003 bestand in Sontra für das Gebiet der Stadt Sontra eine Zweigstelle für den Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Grundbuch-, Nachlass-, Vormundschafts- und Betreuungssachen).

Mit der Auflösung des Amtsgerichts Witzenhausen zum 1. Januar 2005 und Übernahme der Zuständigkeiten ist das Amtsgericht Eschwege nunmehr für den gesamten Werra-Meißner-Kreis zuständig.

Diese Erweiterung hatte aber die Anmietung zusätzlicher Räumlichkeiten zur Folge. Das Amtsgericht ist heute im sog. Altbau (Grundbuchamt und Zivilabteilung), dem Um- und Erweiterungsbau (Strafsachen, Familiengericht, Insolvenzgericht, Registergericht, Zwangsvollstreckungsabteilungen, Zwangsversteigerungs- und Zwangsverwaltungsabteilungen, Verwaltung des Gerichts, die Zahlstelle und zwei Sitzungssäle) und gegenüberliegend in der Friedrich-Wilhelm-Straße 52 in zwei angemieteten Etagen (Nachlass-, Vormundschafts- und Betreuungssachen) untergebracht.