Die 1. Große Strafkammer des Landgerichts Fulda hat am heutigen Freitag im Prozess gegen eine 35-jährige Angeklagte wegen Totschlags an einem Säugling das Urteil verkündet. Das Gericht verurteilte die Angeklagte wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von 6 Jahren.
Der Angeklagten wurde vorgeworfen, ihren voll ausgereiften und lebensfähigen Säugling unmittelbar nach der Geburt durch einen massiven Schlag des Kopfes gegen oder mit einem großflächigen Gegenstand getötet und den toten Säugling sodann in einer in ihrer Wohnung befindlichen Tiefkühltruhe versteckt zu haben.
Die Kammer war aufgrund der umfangreichen Beweisaufnahme davon überzeugt, dass die Angeklagte unmittelbar nach der Geburt auf einer öffentlichen Toilette den Kopf des Säuglings vorsätzlich gegen oder mit einem großflächigen Gegenstand geschlagen oder vorsätzlich mit dem Fuß getreten hat und verurteilte die Angeklagte wegen Totschlags zu einer Freiheitstrafe von 6 Jahren. Dabei ist die Kammer aufgrund der objektiven Gefährlichkeit der Tathandlung davon ausgegangen, dass die Angeklagte den Tod des Säuglings billigend in Kauf genommen hat. Nicht gefolgt ist die Kammer der zuletzt erfolgten Einlassung der Angeklagten, dass sie den Säugling nicht getötet habe, sondern dieser kurz nach der Geburt auf einer öffentlichen Toilette in Bad Hersfeld aus für sie unerklärlichen Gründen nicht mehr geatmet habe.
Bei der Strafzumessung ist die Kammer von einem minder schweren Fall ausgegangen, den sie insbesondere auf die psychische Ausnahmesituation und die angespannte familiäre Situation der Angeklagten zur Tatzeit stützte.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Verhängung einer Freiheitsstrafe von 12 Jahren gefordert. Die Verteidigung, welche einen Tötungsvorsatz nicht als erwiesen ansah, hatte auf Freispruch hilfsweise fahrlässige Tötung mit einer Freiheitsstrafe auf Bewährung plädiert.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.