Die Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, Vorreiter und Vorbild in Deutschland, wird zehn Jahre alt. Sie wächst in diesem Jahr auf über 300 Mitgliedsunternehmen mit weit mehr als 330.000 Beschäftigten an, die sich über eine pflege- und familiensensible Personalpolitik ihrer Arbeitgeber freuen können. Denn angesichts des Fachkräftemangels und der Doppelbelastung erwerbstätiger Pflegender sind Vereinbarkeitslösungen wichtiger denn je.
Der im September vorgelegte sechste Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit, der seit 2015 vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben wird, belegt einmal mehr, dass Vereinbarkeitsfragen im Zentrum der Fachkräftesicherung stehen. Vor diesem Hintergrund ist nicht verwunderlich, dass sich die 2013 vom Hessischen Sozialministerium, der AOK Hessen, der berufundfamilie Service GmbH sowie dem Bildungswerk der hessischen Wirtschaft mit elf Erstunterzeichnenden ins Leben gerufene hessische Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren“ weiterhin über Zulauf freuen kann.
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums blickt Sozial- und Integrationsminister Kai Klose zurück auf die elf Gründungsorganisationen im Jahr 2013 und begrüßt 13 Neuzugänge. Inzwischen machen 309 Behörden, Gemeinden, Unternehmen, Institutionen und Hochschulen durch die Unterzeichnung der Charta als pflegesensible Arbeitgeber auf sich aufmerksam. „Sie alle zeigen so, dass sie ihre Beschäftigten aktiv dabei unterstützen, Pflege und berufliche Anforderungen erfolgreich miteinander zu verbinden“, bedankt sich Minister Klose bei den Beteiligten. „Seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Arbeitgeber zu signalisieren: Sie sind nicht alleine mit dieser Situation. Wir unterstützen Sie bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Wir suchen gemeinsam Lösungen wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, Telearbeit, Jobtausch für die Zeit der Pflege, Beratung für Pflegeleistungen während der Arbeitszeit – das zeichnet verantwortungsbewusste Unternehmen aus.“
Dr. Michael Karner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Hessen, unterstreicht den hohen Ertrag, der sich aus dieser unternehmerischen Selbstverpflichtung ergibt. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels sei es notwendig, sich um Beschäftigte in Belastungssituationen zu kümmern. „Pflege kann alle Generationen betreffen. Es braucht individuelle Lösungen, um eine gesunde Balance zu finden und arbeitsfähig zu bleiben“, betonte er. Dies würde die Bindung an den Arbeitgeber enorm erhöhen und Lohnnebenkosten entlasten. Die Zahl der Betroffenen steige zudem weiterhin an. „Es ist rechnerisch möglich, dass 2035 bundesweit 6,3 Mio. Menschen pflegebedürftig sind, das sind 20 Prozent mehr als heute. Das gilt jedenfalls dann, wenn bei einer moderaten demographischen Entwicklung die Pflegequoten weiter steigen.“ Erschwerend komme hinzu, dass Kinder immer seltener in der Nähe ihrer Eltern wohnen. „Wir brauchen das Engagement der Angehörigen. Der wichtigste und größte Pflegedienst ist immer noch die Familie.“
Die hessische Initiative "Beruf & Pflege vereinbaren" wird aus Mitteln des Landes Hessen gefördert.
Der Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH, Oliver Schmitz, unterstreicht: „Eine Verringerung der Motivation und Leistungsfähigkeit, eine Zunahme der Krankheits- und der Fehlzeitenquote, eine Kürzung der Arbeitsstunden, bis hin zum zeitweisen oder sogar dauerhaften Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit – all das kann folgen, wenn Arbeitgeber ihre Beschäftigten in Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege nicht adäquat unterstützen. Es braucht heute und auch in den kommenden Jahrzehnten daher eine systematische Gestaltung einer pflegebewussten Personalpolitik. Hessische Arbeitgeber, die eine Starthilfe beim Aufbau und eine Begleitung ihres strategischen Engagements suchen, sind bei der Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren“ genau richtig – sei es dank der Charta, der Qualifizierung zur*zum Pflege-Guide oder den zahlreichen Informationsangeboten."
Dr. Angela Joost vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. fasst die Leistungen der Initiative für die neuen Mitglieder zusammen. Neben der weiterhin stark nachgefragten Qualifizierung zum betrieblichen Pflege-Guide und Sensibilisierungsangeboten wie der Wanderausstellung „Weil Pflege Zukunft braucht“ gibt es Führungskräfte-Webinare zu wichtigen Themen – das nächste Webinar am 17. Oktober widmet sich dem Thema “Präsenile Demenz“ – und Vernetzungstreffen für den Austausch der Mitglieds-unternehmen.
Weitere Informationen:
Dr. Angela Joost, Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V.
Telefon: +49 6032 86958 - 716
E-Mail: info@berufundpflege.hessen.de
und unter www.berufundpflege.hessen.deÖffnet sich in einem neuen Fenster.
Über die hessische Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren
Ins Leben gerufen wurde die Initiative in 2013 vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gemeinsam mit der AOK Hessen, der berufundfamilie Service GmbH und dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. Bis heute sind 309 hessische Unternehmen – vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Großbetrieb – beigetreten. Sie übernehmen gesellschaftliche Verantwortung, sensibilisieren für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und beteiligen sich an der Entwicklung tragfähiger Lösungsansätze, die pflegenden Beschäftigten sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern gleichermaßen gerecht werden. Mit ihrer Charta-Unterzeichnung signalisieren hessische Betriebe, Behörden und Institutionen ihre Bereitschaft, pflegende Beschäftigte zu unterstützen und zu entlasten. Sie legen so ein Fundament für eine zukunftsfähige Organisations- und Unternehmenskultur. Den Charta-Unternehmen stehen Netzwerkwerktreffen, Fachveranstaltungen, Qualifizierungen und Kompetenztrainings offen, und sie können die Materialien, Umsetzungsangebote und das Webportal www.berufundpflege.hessen.de nutzen.